Techno-Lehrling
Die Route mit dieser treffenden Bezeichnung hat Sigi für Barbaras erste Versuche beim technischen Klettern ausgewählt. Unter Sigis wachsamen Blick probiert Barbara ihre vielen neuen 'Accessoires' aus.

Vom Lehrling zum Gesellen

13.06.2020 - Sigi hat mir zum Geburtstag nicht nur die Tour auf den Gipfel des Großglockners, sondern auch neue ‘Accessoires’ geschenkt. Unter anderem eine spezielle Daisy Chain, deren wahrer Wert mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst war. Zwei Leitern und zwei Steigklemmen konnte ich bereits seit Längerem mein Eigen nennen. Nun wird es Zeit diese auszuprobieren. Sigi hat dafür die Route Techno-Lehrling an der Ewigen Wand bei Bad Goisern ausgesucht. Für die ersten Versuche errichten wir einen Zwischenstand im unteren Drittel der Wand. So hat mich Sigi immer im Blick und kann mir Tipps zurufen.

Im ersten Versuch kämpfe ich vorwiegend mit der Menge an Material und der Reihenfolge, in welcher dieses zu setzen und zu entfernen ist. Des Öfteren blockiere ich mich selbst und es hat nicht alles Nötige im Ring des Bohrhakens Platz. Ich nutze bei fast jedem Zug meine variable Daisy Chain zur Selbstsicherung. Daran sind nicht der kleine Überhang und die weiten Züge schuld. Meine Technik ist noch sehr kraftraubend. Dementsprechend lange brauche ich für ein paar Züge.

Der zweite Versuch funktioniert schon wesentlich besser. Die Daisy Chain kommt wesentlicher seltener zum Einsatz. Ich finde einen gewissen Rhythmus und die für mich beste Reihenfolge zum Einhängen und Aushängen der Leitern und zum Entfernen der Express-Schlingen. Außerdem klappt das Höhersteigen und Ziehen an den Leitern schon sehr viel besser, schneller und vor allem kraftsparender.

Danach probieren wir noch das Jümarn mit einer Steigklemme und einer Garda-Klemme als Rücklaufsperre.

Abschlussprüfung

Die Sonne brennt auf uns nieder. Zum Sportklettern wäre es heute definitiv zu heiß. Aber wir sind ja nicht hier um uns an den Felsen zu krallen, sondern zum technischen Klettern. Für den Durchstieg steigt Sigi als Erster in die Route Techno-Lehrling ein. Er kommt gut und schnell voran, obwohl die Route konstant überhängt. Bei den letzten drei Zügen muss auch er seine variable Daisy Chain einsetzen. Zu diesem Zeitpunkt fällt mir zwar schon auf, dass er sich bei diesen Zügen anstrengen und zwischendurch eine weite Grätsche machen muss, aber das muss ja noch nichts heißen.

Als ich an der Reihe bin, ist mir vor allem heiß. Die ersten Bohrhaken lasse ich relativ schnell hinter mir. Danach wird die Route so richtig anstrengend. Sie ist überhängend und es kostet mich viel Kraft an den Leitern hochzuklettern, diese auszuhängen und neu zu platzieren. Die Daisy Chain erlaubt mir mehr als einmal ein paar zusätzliche Zentimeter zu überwinden und zu rasten. Die Züge zwischen den letzten vier Bohrhaken sind definitiv die schwierigsten. Diese sind weit und seitlich schräg nach oben. Hier muss der Lehrling wohl seine Prüfung ablegen. Ich bin stolz auf Sigi, dass er diese im Vorstieg relativ einfach gemeistert hat. Bei mir helfen wie etwas nach indem wir die Expressschlingen verlängern, nachdem ich diese immer knapp nicht zu fassen bekomme.

Alles in allem ist es ein toller Tag an der Ewigen Wand mit Sonne pur. Ich war schon lange nicht mehr so durstig.

Erkenntnisse

  • Technisches Klettern ist anstrengend. Ich bin für jede tiefe Kniebeuge und jede Wiederholung der Stabilisationsübungen dankbar, welche ich in den letzten Wochen gemacht habe. An dieser Stelle ein großes Danke an meine Schwester Eva, die mich zu Tabata und damit zu mehr Training motiviert hat.
  • Kleidung ist der beste Sonnenschutz. Ich bin immens froh um mein langärmeliges, luftiges Leibchen.
  • Durch Ausprobieren finden wir immer wieder Optimierungspotential bei der Ausrüstung und stellen diese je nach Vorlieben individuell zusammen.
Verfasst von Barbara