Perla Nera am Cima dei Lastei
13.09.2019-14.09.2019 - Beim ausgedehnten Frühstück mit Kaiserschmarrn, Apfelmus und Kaffee besprechen Caro und ich die weitere Vorgehensweise. Wir beschließen, einen Pausetag einzulegen und am späten Nachmittag zum Minazio Biwak aufzusteigen. Am nächsten Tag möchten wir die 800 m lange Tour Perla Nera (dt. schwarze Perle, VI+, 18 SL) auf den Cima dei Lastei klettern und anschließend noch zur Pradidali Hütte wandern. Von dort wollen wir am Abschlusstag eine weitere Tour in Angriff nehmen. Ein ambitionierter Plan, der seinen Tribut fordern wird.
Vor dem Aufstieg zum Biwak gilt es die Rucksäcke für die kommenden Tage zu packen. Dieses Mal müssen wir nicht nur das übliche Klettermaterial sondern auch Essen und Wasser mitnehmen. Wir sind uns nämlich nicht sicher, ob die Quelle beim Minazio Biwak nach diesem heißen Sommer noch Wasser führt. Der Weg zum Biwak ist lang und steil. Wir sind froh als wir im Schein der Stirnlampen endlich ankommen und unsere schweren Rucksäcke ablegen können. Während Caro den Zustieg zur Wand studiert, mache ich mich auf den Weg zur Wasserquelle. Glücklicherweise führt diese Wasser und wir brauchen unseren mitgebrachten Vorrat nicht rationieren.
Am nächsten Morgen brechen wir wieder in der Dunkelheit auf. Der Zustieg führt uns durch eine enge Scharte und eine brüchige Rinne mit mehreren Abseilstellen zum Wandfuß des Cima dei Lastei. Wir beginnen zu klettern, queren aber nach dem ersten Stand zur Nachbarroute und folgen dieser eine Seillänge. Der Fels der Originalführe ist an dieser Stelle sehr nass und splittrig. Das wollen wir uns ersparen. In der vierten Seillänge fordert die Tour dann einen hohen Tribut von mir. Ich stehe auf einer großen Felsplatte, die plötzlich mit mir abgeht. Im letzten Moment schaffe ich es mich mit den Händen abzufangen, aber der scharfe Fels fügt mir tiefe Schnitte an den Fingern zu. Durch das Verbinden verlieren wir viel Zeit und es stellt sich die Frage, ob wir abbrechen sollen. Wir beschließen weiter zu klettern und kommen auch gut voran. Mittlerweile ist der Nebel aufgezogen und beschränkt die Sicht auf wenige Meter. In der Tour finden wir nur wenige Normalhaken, aber dafür unzählige Sanduhren. Gelegentlich sind diese mit Schlingen gekennzeichnet und erleichtern somit die Wegfindung. Im oberen Wandteile erlebt dann auch Caro eine Schrecksekunde. Weit über der letzten Zwischensicherung steht sie auf einem fußballgroßen Felsvorsprung, der sich plötzlich löst. Auch sie kann sich zum Glück abfangen. Nach ca. 7 1/2 Stunden können wir aus der Wand aussteigen und den atemberaubenden Ausblick über dem Nebel genießen.
Der Abstieg führt zunächst zum Hauptgipfel und dann steil hinab auf ein riesiges Plateau, das wieder im dichten Nebel liegt. Dort suchen wir den ersten Stand der Abseilpiste. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an bis ich endlich den erlösenden Schrei von Caro höre: “Ich hab ihn gefunden”. Nach dem Abseilen und einem kurzen Zwischenstopp beim Biwak, führt der Weg weiter zur Pradidali Hütte. Die letzten 400 Hm über die 4 km lange Strecke fühlen nicht mehr so prickelnd an. Es ist bereits spät am Abend als wir beim Betreten der Hütte von den vielen Wandertouristen gemustert werden. Eigentlich ist das Abendessen schon lange vorbei, aber die nette Tochter des Hüttenwirts, Klara, bewirtet uns noch üppig bevor wir erschöpft in die Betten fallen.
Erkenntnisse
- Egal wie wenig Platz im Rucksack ist, ein Verbandspäckchen und Tape sollte man immer mitnehmen.
- Im Nebel kann ein Abstieg trotz guter Beschreibung zu einer nervenaufreibenden Sache werden.