Eisklettern im Travenanzestal
06.03.2020-08.03.2020 - Die letzten Monate mussten wir pausieren. Zum einen galt es, meine Verletzung auszukurieren und zum anderen mussten wir noch einige Sachen an Elmo verbessern, um für Schnee und Eis gerüstet zu sein. Während der letzten Wochen nahm ich immer wieder Kontakt zu Richard, einem Freund aus Bayern, auf, um einen passenden Zeitpunkt und Ort für den Start in die Frühjahrssaison festzulegen.
Nun ist es endlich soweit. Zu Mittag brechen Barbara und ich in die Ampezzaner Dolomiten auf, wo wir uns am späten Abend mit Richard treffen. Wir beschließen, am nächsten Tag einen gemütlichen Erkundungstrip ins Travenanzestal zu machen, um die Eisfälle zu begutachten und gleich einmal eine Linie zu klettern.
Standplatz: N 46.602479, E 12.106947
Chantalmania
07.03.2020 - Der vermeintlich gemütliche Zustieg erweist sich als anstrengender als gedacht. Gleich zu Beginn verpassen wir, vertieft in unsere Gespräche, die erste Abzweigung und laufen einen Kilometer ins falsche Tal. Kaum auf dem richtigen Weg angekommen, stehen wir vor 50 cm tiefem, ungespurtem Neuschnee. Sehr schön anzusehen, aber zum Spuren mit vollständiger Eisausrüstung im Rucksack eine Qual. Nach 3 1/2 Stunden erreichen wir endlich die Eisfälle und beschließen, aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit an diesem Tag nur die kurze Linie Chantalmania (WI5, 60 m) zu klettern. Die richtige Entscheidung, denn die Bedingungen sind nicht die besten. Richard steigt als Erster ein und braucht sehr viel Zeit und Ausdauer, um die eingeschlossenen Schneeauflagen abzuschlagen. Nachdem auch ich am Stand angekommen bin, seilen wir uns ab und besprechen die weitere Vorgehensweise. Wir beschließen, die Rucksäcke mit der Ausrüstung nahe der Eisfälle zu deponieren, abzusteigen und am nächsten Morgen wieder aufzusteigen. Als wir wieder am Parkplatz ankommen, erwartet uns Barbara bereits mit einem warmen Abendessen. Wir lassen den Tag im angenehm beheizten Elmo ausklingen.
Pilone Centrale
08.03.2020 - Den Zustieg am nächsten Tag bringen wir wesentlich schneller hinter uns. Bereits nach 1 1/2 Stunden erreichen wir das Rucksackdepot und können wenig später in die gewählte Linie Pilone Centrale (WI5+/WI6, 270 m) einsteigen. An diesem Tag klettere ich die erste Seillänge. Die Bedingungen sind die gleichen wie am Vortag: Es gilt, die eingeschlossenen Schneeauflagen mühselig abzuschlagen. Für den weiteren Weg wählen wir die Variante über die Eisverschneidung, wo am Beginn eine kurze Mixed-Passage mit drei Bohrhaken auf uns wartet. Die Eisbedingungen in der Eisverschneidung und den oberen Seillängen werden immer besser und wir kommen gut voran. Trotzdem ist es bereits dunkel, als wir nach dem Abseilen wieder am Wandfuß ankommen. Da das Wetter am nächsten Tag nicht besonders gut werden soll, beschließen wir, mit den Rücksäcken abzusteigen und am nächsten Tag zu entscheiden, wie es weitergeht.
Erkenntnisse
- Ein gemütlicher Zustieg wird bei ausreichend Neuschnee und vollständiger Eisausrüstung im Rucksack ziemlich anstrengend.
- Das Abschlagen von eingeschlossenen Schneeauflagen kostet beim Eisklettern viel Zeit und Kraft.